Abgesehen von der den Menschen vor allen anderen Tieren auszeichnenden Eigenschaft des Selbstbewußtseins, welcher wegen er ein vernünftiges Tier ist..., so wird der Hang: sich dieses Vermögens zum Vernünfteln zu bedienen, nach gerade methodisch, und zwar bloß durch Begriffe zu vernünfteln, d.i. zu philosophieren; darauf sich auch polemisch mit seiner Philosophie an anderen zu reiben, d.i. zu disputieren, und, weil das nicht leicht ohne Affekt geschieht, zu Gunsten seiner Philosophie zu zanken, zuletzt in Massen gegen einander (Schule und Schule als Heer gegen Heer) vereint offen Krieg zu führen; – dieser Hang, sage ich, oder vielmehr Drang, wird als eine von den wohltätigen und weisen Veranstaltungen der Natur angesehen werden müssen, wodurch sie das große Unglück, lebendigen Leibes zu verfaulen, von den Menschen abzuwenden sucht. Immanuel Kant
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Tideland ist ein kanadisch-britisches Filmdrama von Terry Gilliam aus dem Jahr 2005. Es ist eine Verfilmung eines Romans von Mitch Cullin. Nach dem Drogentod ihrer Mutter zieht die kleine Jeliza-Rose mit ihrem Vater Noah auf die Farm seiner Kindheit. Als auch Noah stirbt, nachdem er sich einen Heroinschuss gesetzt hat, ist Jeliza-Rose allein in dem verfallenen Haus mit der langsam verwesenden Leiche ihres Vaters (den sie jedoch behandelt, als sei er noch lebendig) und ihren einzigen Freunden, ein paar abgetrennten Puppenköpfen. Bei ihren Streifzügen durch die Umgebung trifft sie auf die unheimliche, hexenartige Dell und deren geistig zurückgebliebenen Bruder Dickens, die in einem ebenfalls abgelegenen Haus in der Nähe wohnen. Dickens, der als Kind eine missbräuchliche Beziehung zu Jeliza-Roses Großmutter erfahren hatte, lebt, wie das kleine Mädchen, in einer Traumwelt. Zwischen Jeliza-Rose und Dickens entwickelt sich eine kindliche Liebe, während Dell, die sich auch auf das Ausstopfen von toten Menschen versteht, sich ihrerseits wieder mit ihrer Jugendliebe Noah vereint sieht. Der Film ist gleichzeitig schrecklich, lustig, berührend und lehrreich für TherapeutInnen, die an den sehr kreativen Erlebnisweisen und Umgangsformen von Kindern in traumatisierenden Situationen und an der Uneindeutigkeit von verrückt machenden Lebenslagen interessiert sind. Er schillert und lässt auf mehreren Ebenen nicht zur Ruhe kommen. Darüber hinaus ist die schauspielerische Leistung der DarstellerInnen einzigartig.
Big Fish ist ein Fantasy-Drama des US-amerikanischen Regisseurs Tim Burton aus dem Jahr 2003, nach dem gleichnamigen Roman von Daniel Wallace. Größtenteils erzählt er in fantastisch anmutenden Rückblenden das Leben Edward Blooms, das Kernthema des Films aber ist der Konflikt zwischen dem Fabulierer Edward und dessen eher nüchternem Sohn William. Seit frühester Kindheit hat dieser Vater seinem Sohn "Heldengeschichten" über sich selbst und sein angeblich abenteuerliches Leben erzählt - er war eben ein "großer Fisch", ein mutiger Kerl, einer der auch während der Geburt seines Sohnes mit einem Riesenfisch rang und ihn dann schwimmen ließ, um mit dem aus dem Maul geretteten Ehering nach Hause zu eilen und den Neugeborenen in die Arme zu nehmen. Der wütende Sohn sucht seit Jahren nach dem "wahren" Vater, nach seinem "wirklichen" Leben und findet beides nicht in der Fülle der Geschichten. Schließlich gewinnt er durch eine Nebenbemerkung des Hausarztes über die echte Geschichte seiner Geburt Boden unter den Füßen, sodass er den Vater als das nehmen kann, was der halt ist - ein phantasiebegabter Geschichtenerzähler. Der Film ist berührend, phasenweise auch ärgerlich und kann zu vielen Diskussionen darüber führen, welche Relevanz die Wahrheit von Selbst- und Lebenserzählungen angesichts dessen hat, dass man es immer mit einem Autor zu tun hat, der genau in dem präsent und erlebbar wird, was er tut. Er ist aus meiner Sicht ein Film für all jene, die den narrativen Ansatz in der systemischen Therapie besser verstehen wollen.
Wenn Träume fliegen lernen ist ein vielfach ausgezeichnetes Filmdrama aus dem Jahr 2004 über die Entstehung des Klassikers Peter Pan mit Johnny Depp in der Hauptrolle. Es erhielt den Oscar für die Beste Filmmusik. London im Jahr 1903. Der Theaterautor James M. Barrie hat trotz seiner fantastischen Ideen nur mäßigen Erfolg mit seinen Theaterstücken und auch sein Leben verläuft eher unspektakulär. Immer mehr distanziert er sich von seiner Ehefrau, die er nicht mit in seine Fantasiewelten nehmen kann. Eines Tages lernt er die junge Witwe Sylvia Davies und ihre vier Söhne kennen. Das Umfeld von Barrie, allen voran seine Ehefrau, und auch Sylvias Mutter missbilligen sein Interesse an der jungen Mutter, dennoch freundet er sich mit ihr und ihren Kindern an. Er verbringt viel Zeit mit den Davieskindern, verkleidet sich, bringt ihnen Kunststücke bei und erfreut sich mit ihnen an immer neuen Geschichten, indem er Welten voller Fantasie mit Cowboys und Indianern oder Piraten erschafft. Besonders den jungen, verschlossenen Peter hat er in sein Herz geschlossen und verwendet dessen Namen für die Titelfigur seines neuen Stücks, in welchem er die Abenteuer mit den Kindern verarbeitet. Zu Beginn der Proben konfrontiert Barrie die Schauspieler mit ungewöhnlichen Ideen. Sie sollen beispielsweise über die Bühne fliegen, mit Feen sprechen oder Tierkostüme tragen, doch trotz anfänglichen missbilligenden Blicken wird Peter Pan ein voller Erfolg – v.a. auch deshalb, weil er bei der Uraufführung Karten an Waisenkinder verschenkt. Diese verstehen das Stück und reißen die Erwachsenen mit. Peters Mutter Sylvia erkrankt schwer, was Peters Glauben und seine Fantasie auf eine harte Probe stellt, doch dank Barrie bewahrt er sich ein Stück Fantasie, selbst als sie stirbt. Diese Handlung könnte sicher auch auf sehr kitschige Weise aufbereitet werden. Ich sehe die Stärke dieses Films u.a. darin, dass er mit diversen Klischees spielt, ihnen aber nicht verfällt. Man erfährt darin den Wert selbst-erschaffener Welten und ungewöhnlicher Selbsterfindungen bei der Bewältigung von Krisen – ein Gustostück für TherapeutInnen, die den narrativen Konzepten verfallen sind.