Abgesehen von der den Menschen vor allen anderen Tieren auszeichnenden Eigenschaft des Selbstbewußtseins, welcher wegen er ein vernünftiges Tier ist..., so wird der Hang: sich dieses Vermögens zum Vernünfteln zu bedienen, nach gerade methodisch, und zwar bloß durch Begriffe zu vernünfteln, d.i. zu philosophieren; darauf sich auch polemisch mit seiner Philosophie an anderen zu reiben, d.i. zu disputieren, und, weil das nicht leicht ohne Affekt geschieht, zu Gunsten seiner Philosophie zu zanken, zuletzt in Massen gegen einander (Schule und Schule als Heer gegen Heer) vereint offen Krieg zu führen; – dieser Hang, sage ich, oder vielmehr Drang, wird als eine von den wohltätigen und weisen Veranstaltungen der Natur angesehen werden müssen, wodurch sie das große Unglück, lebendigen Leibes zu verfaulen, von den Menschen abzuwenden sucht. Immanuel Kant
in diesem sinne: willkommen im online forum therapy meets philosophy des iam
meine antwort war auf ihre darstellung vom inneren kampf bezogen, auf werte, die sie nicht vermitteln wollen etc. "nur" ist für mich nicht wertend sondern ausschließend gewesen. weil für mich der konstruktivismus im unterschied zum rationalismus oder anderen strömungen, die wirklichkeit und die realität auseinanderhält. indem die realität unsere konstrukte und unser für-wahr-nehmen beeinflusst und dieses system von konstrukten unsere wirk-lichkeit bildet. also das was unser verhalten verstehen usw be-wirkt. in diesem sinn sind konstrukte eben keine abbilder der realität sondern ergebnisse von prozessen, die potenziell unterschiedliches wahr-nehmen wahr-scheinlich machen. wenn konstrukte nicht "nur" konstrukte sind, was unterscheidet uns dann von der verhaltenstherapie und ihren schemata? wirkung: die definitionsmacht haben wir menschen in den verschiedenen kontexten mE deswegen, weil wir davon ausgehen, dass uns eine umwelt im sinn einer realität und nicht einer wirklichkeit (gemeinsam erschaffen oder nicht) umgibt. "banal" "nachlässig""beliebig" :) da müssen sie aber sehr verärgert gewesen sein...
wir systemikerInnen und kybernetikerInnen (natürlich zweiter und x-ter ordnung und überhaupt) sind doch immer ganz stolz, dass wir nicht die wahrheit kennen, sondern erkannt haben, dass in wahrheit auch unsere ansichten "nur" konstrukte sind. dass wir mit dem konstruktivismus wiederum eine wahrheit geschaffen haben, die sich selbst nicht in frage stellen lässt, lassen wir jetzt mal beiseite.
warum sollen wir also in ausbildungen oder therapiesituationen mit therapeutinnen konfrontiert werden, die wissen was wahr ist? :) warum bei sozialen problemen und nicht bei psychischen? wissen wir zwar, dass kapitalismus ganz des teufels ist und böseböseböse aber bei allen anderen wahrheiten können wir akzeptieren, dass sie eben subjektiv sind?
Schon die alten Römer (hier brauchen wir kein Binnen-I, denn was die Frauen dachten ist nicht überliefert weil sie nicht schreiben konnten oder durften) wussten, dass "das Volk" mit Brot und Spielen ruhigzustellen ist. Denn sie wissen nicht was sie tun aber sie schweigen und verblöden. Super. Dann kamen die Barbaren (Bärte scheinen überzufällig oft an Menschen zu wachsen, die in gesättigten Systemen unzufrieden sind...) und machten den RömerInnen (die Frauen waren hier der Legende nach überzufällig häufig verschont aber nichtsdestotrotz betroffen) den Garaus. Was dann kam war allerdings nicht die Befreiung der Plebs und der Sklaven aus dem gesättigten Zirkus wie man meinen sollte, sondern die Unterwerfung unter ein anderes Joch. Man lernt: Die Diktatoren wechseln, die Diktierten bleiben in der Sch**** sitzen.
Der alte Kreisky meinte, dass das Lernen von Geschichte ein notwendiges Übel sei um den Lauf der Menschen besser verstehen zu können. Ich bin mir nicht sicher, inwieweit das nötig ist, weil ich davon ausgehe, dass die Gene oder andere Speichermedien den Menschen helfen, den Lauf der Geschichte, den Kreislauf, zu erkennen. Was führt zu Revolutionen? Un-zu-friedenheit. Wer nützt Revolutionen aus? Revolutionäre. Was sind Revolutionäre? Menschen, die erkannt (zu) haben (glauben), dass es Ungerechtigkeiten gibt und die in der Lage sind, ihre Intellektuellen und anderen Fähigkeiten dafür einzusetzen, dass andere mit ihren Händen das erkämpfen, was sie sich ersinnen. Bekannter- und bezeichnenderweise haben die bourgeoisen Generäle und die Anführer sämtlicher Revolutionen eines gemeinsam: Sie haben überlebt. Das kann man von den Tausenden, die für die gerechte Sache in den Krieg gezogen sind, nicht sagen. Egal ob es die SM-Attentäter in Israel oder im Irak sind: Krepiern tun die, für deren Rechte sie kämpfen. Übrig bleiben die, die andere dazu gebracht haben für ein hehres Ziel in den Tod zu gehen, das ihnen selbst einen Vorteil bringt. Die Überlebenden der Revolution sind die Diktatoren von morgen. Das hat die Geschichte schon so oft gezeigt, dass es "dem Volk" heute am A vorbei geht, wenn jemand nach den Waffen schreit. Die Heere werden zu selbstversorgenden Einheiten. Die Revolutionen bleiben Gottseidank (Jawoll har har har) in den Köpfen derer, die wahrscheinlich nicht unter denen wären, die morgen in die Schlacht gezogen würden.
weiters wurde China vor kurzem gerügt, weil sie so viel Geld für die Rüstung ausgeben - von den USA. Merke: Die USA dürfen sich und die ganze Welt verteidigen. Der Iran darf aber kein Uran anreichern, das dürfen nur die Guten und wer die Guten sind bestimmen die: richtig, USA. Geld für Rüstung verbrennen dürfen auch nur die. À propos verbrennen: Öl und Benzin verbrennen sie auch, aber Klimawandel wird nicht mitverursacht. Daher ist die Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls auch nicht nötig. Nein, das ist kein Antiamerikanismus. Das ist Kritik der US-Politik unter GWB.
ebenso in den netzwerken von mir als Replik auf Verena K. erschienen:
Nehmen wir an, der alte Sigmund hatte Recht. Nehmen wir also an, dass Psychotherapie dazu da sei, dem Menschen dabei zu helfen, wieder liebes-, genuss- und arbeitsfähig zu werden. Nehmen wir weiters an, dass der Urvater der Psychotherapie damit vor allem eins meinte: Selbstverwirklichung, Lebensqualität. Gehen wir mit diesen Annahmen ein Schritt weiter zurück in der Weltgeschichte. Menschengeschichte. Wo komme ich hin: Ins Paradies der Nichtarbeit. Da waren die alten Griechen, die nicht-arbeitend im Schatten ihrer heiligen Stätten das Wort liebten und die Philosophie erfanden. Da waren deren Frauen, die sich auch mit lustvolleren Dingen beschäftigten als der müßigen Arbeit. Nur was war da noch? Sklaven. Oops. Na gut: Szenenwechsel. USA, vor der bösen Sezession. Als die Welt noch in Ordnung war und die Südstaatler noch zu leben wussten, indem sie schöne Häuser bauten, in denen sie dann eisgekühlte Limonaden und Sandwiches verzehrten. Aber wer war auf den Baumwollfeldern, die die Geldsäcke der Weißen stopften? Ohje. Schon wieder Sklaven. Weiterer (und letzter Szenenwechsel): Eine Wohnung eines Neubauer Bobos. Der Dreck stapelt sich von der letzten Party. Die Schampusflaschen liegen neben den Barolo-Gebinden in der Ecke. Die Aschenbecher sind übervoll und der Mistkübel detto. Ein Maschinengeräusch füllt das Loft und es wird sauber gemacht. Aber halt! Wer putzt? Eine polnische Studentin, die sich ihren Lebensunterhalt schwarz mit Schmutzarbeit verdient. Während der Bobo einen Artikel schreibt.
Mist. Dabei wollte ich doch einen Artikel über die Arbeit schreiben und rausgekommen ist einer über Sklaverei, Ausbeutung und Geld. Mir scheint, dass wenn wir nicht wollen, dass Menschen sich erniedrigen und unsere Drecksarbeit machen, müssen wir es selbst tun. Der Traum vom Leben ohne Arbeit endet scheinbar dort, wo ethische Grenzen uns davon abhalten, das was zu tun ist anderen aufzutragen. Denn selbst im Paradies war es die doofe Schlange, die dem Menschen den Apfel reichte. Da hat es schon begonnen: Das Zeitalter der dienstbaren Geister, die vom Intellekt unterdrückt werden. Wem tun wir Gutes, wenn wir in unseren Therapien die Menschen dazu bringen sich von der Knechtschaft der Arbeit zu befreien? Den KlientInnen zuletzt. Denn in den Denkerwerkstätten ist es leicht, gerechte Gesellschaften zu entwerfen - solange Maria den Mist rausträgt.